Über Gabro bzw. Garabet Aga ist nur wenig bekannt. Er soll vor dem Völkermord an den syrischen Christen bereits der Besitzer von 7 Baumwollfabriken in Adana gewesen sein. Wann genau Gabro nach Adana ging ist jedoch nicht bekannt; es ist nur bekannt, dass er viele syrische Christen aus Midyat im Zeitraum vor dem Sayfo als Baumwollpflücker beschäftigt hat. Diese Christen waren wohl in den Sommermonaten in Adana und konnten in den wenigen Monaten in Adana finanziell für das ganze Jahr aussorgen. Mit dem Massaker in Adana im Jahr 1909 und auch in den weiteren Jahren wurden eine Vielzahl von syrischen Christen ermordert; oft blieben nur die Kinder als Waisen zurück. Gabro Aga hat daraufhin mit anderen syrischen Christen das sogenannte Taw-Mim-Simkadh-Waisenhaus in Adana (türk. Terakkiyât-i Mekteb-i Süryâni; syr. ܒܝܬ ܝܬܡܐ̈ ܕܐܬܘܖ̈ܝܐ ), welches unter Leitung des späteren Bischofs Mor Philoxenus Yuhannun Dolabani stand, aufgebaut haben. Dieser Aufbau war möglich, weil Adana zu dieser Zeit unter französischem Mandat stand.
Nachdem der neugegründeten Türkei die Region um Adana einverleibt wurde, begann die Odyssee der dortigen syrischen Christen. Denn die syrischen Christen fürchteten einen weiteren Völkermord durch die Türken und flohen vollständig aus Adana, um ihr eigenes Leben in Sicherheit wiegen zu können. Auch Gabro Aga floh und übergab die Firmenschlüssel seinem Teeservierer mit den Worten, dass wenn er zurückkomme, er wieder die Firma übernehmen werde. Dieser Teeservierer, Haci ‘Amar, hat mit seinen Nachkommen dieses Unternehmen weitergeführt. Heute zählen die Nachkommen Haci ‘Amars, besser bekannt als Familie Sabanci, bereits seit Jahrzehnten zu der mit Abstand reichsten Familie in der Türkei.
Gabro Agas Odyssee, die seinem Bruder, dem späteren Bischof Mor Yakup, nach Jerusalem führte, soll über Syrien, Libanon nach Griechenland gegangen sein. Seine Tochter, Marie, die den früheren Lehrer des Waisenhauses, Malke Assaad, geheiratet hat, soll im hohen Alter ein Interview mit Naures Atto geführt haben, in dem sie über ihren Vater erzählt (vgl. N. Atto, Hostages in the homeland, orphans in the diaspora: identity discourses among the Assyrian/Syriac elites in the European Diaspora, Leiden: Leiden University Press. 2011). Außerdem soll er Nachkommen in den Vereinigten Staaten, Frankreich und Deutschland haben. In einer Aufnahme, in der Ishoh aus Midyat Jan Bet-Sawoce über Gabro Aga berichtet, heißt es im westsyrischen Dialekt (das sog. “Turoyo” bzw. “Surayt”):